LE RENDEZ-VOUS
Eine Klassenübergreifende Ausstellung der Studierenden der Klassen Reich , Rehm, und Hildebrandt, im Showroom der französischen Möbel Marke Ligne Roset in der Hohenzollernstrasse 150 zur Jahresausstellung 2021.
LE RENDEZ-VOUS mit Abir Kobeissi, Alexander Gerhold, Anina Stolz, Eduardo Palomares, Jieun Park, Joana Verbeek von Loewis, Johanna Reich, Josefine Pytlik, KIMO, Laura Klodt-Bussmann , Marina, Martina Marini Misterioso, Merlin Stadler, Mira Schienagel, Nata Togliatti, Sara Mayoral Jimenez, Stephanie Rössing, Tamy Plank.
Vernissage Samstag 17.07.21 ab 17:00 bis 22:00 Uhr
Matinée Sonntag 18.07.21 ab 12:00 bis 19:00 Uhr
Montag bis Freitag 19. bis 23.07.21 ab 10:00 bis 19:00 Uhr
Finissage Samstag 24.07.21 ab 17:00 bis 22:00 Uhr
RSVP - Wir bitten um eine frühe Anmeldung für Vernissage und Finissage
bei Ligne Roset Hohenzollernstrasse 150 unter T 089-285036 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Link → Klasse ReichLE RENDEZ -VOUS
LE RENDEZ -VOUS
“Wir müssen uns zeitigen und räumlichen“ (Franz Xaver Baier „Der Raum“)
Der Rhythmus unseres Alltags pulsierte in den zurückliegenden fünfzehn Monaten seit Ausbruch der Covid-19 Pandemie monoton durch uns hindurch, der private Raum transformierte zu einem digital-öffentlichen, Arbeiten sowie privates Leben, Verabredungen fanden zuhause per Fenster zum Code statt, eine Neuformung des intimen Raums begann.
Auch wenn wir uns momentan in einem Transit-Zeitraum der Rückeroberung des öffentlichen Lebens und der gesellschaftlichen Räume befinden, sind noch nicht alle Öffnungen vollzogen. Die Akademie der Bildenden Künste München bleibt zu der diesjährigen traditionellen Jahresausstellung im Sommer geschlossen. Dies haben die Studentinnen Abir Kobeissi als Anlass genommen, die Ausstellung “Rendez- Vous” zu initialisieren. Klassenübergreifend haben sie Studierende der Akademie ausgewählt und eingeladen, in künstlerischen Interventionen zu verhandeln, wie ein Raum, der an unser privates Umfeld erinnert, jedoch der Öffentlichkeit zugänglich ist, verändert, gebrochen, erforscht und in individuellen Ansätzen und Fragestellungen neu betrachtet werden kann.
Vom 17.7.-24.7.2021 stellen 18 Künstler*innen in den Räumlichkeiten der französischen Möbel-Marke Ligne Roset Hohenzollernstrasse 150 aus. Hier begeben sich die Künstlerinnen und Künstler auf ein herausforderndes “Rendez-Vous”, eine Begegnung mit einem Raum, in dem die Gesetze eines klassischen Ausstellungsraums nicht mehr gelten: die künstlerischen Arbeiten entstehen nicht für einen sogenannten White Cube, wie ihn der irische Konzeptkünstler und Kritiker Brian O’Doherty bezeichnet. Für O’Doherty ist das wichtigste Werk der Moderne kein Kunstwerk an sich, sondern ein neutraler, weiß gestrichener Galerieraum. Aus dem White Cube ist alles verbannt, was die reine Wahrnehmung der Kunst stören könnte.
In den Räumen von Ligne Roset Hohenzollernstrasse 150 befinden wir uns jenseits des White Cubes, dort werden klar designte Mustereinrichtungen für private Räume präsentiert, elegante Möglichkeitsräume für eine exquisite Einrichtung. Auch Kunstwerke gehören zu den Luxusgütern und gerade in der Nähe zu Design und Dekorativem zeigt sich vielleicht ihre ambivalenteste Verstrickung und ihr vehementester Kampf zwischen dem Kult des Elitären und dem Versprechen von Freiheit.
Wie positionieren sich junge Künstler*innen zu diesem vielschichtigen Raum? Die Idealvorstellung einer freien Kunst ist tief in der Kunstwelt und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft verankert. Bei genauem Hinsehen jedoch werden auch Museen und Kunstmessen immer übergreifender ökonomisiert und vermarktet. Welche Rollen können und wollen die Künstler*innen hier einnehmen? Und wo liegt die Grenze zwischen Kunst und Design – Funktion und Unmöglichkeit, Freiheit und Angewandtheit? Kunst ist nicht festgelegt auf eine fixierte Interpretation oder Kategorie. In ihrer Denk- und Deutungsfreiheit kann sie spielerisch oder verrückt agieren, hinterfragen, widersetzen oder das Vorhandene spiegeln.
In einem solchen Raum zu intervenieren bedeutet einen Dialog zu eröffnen. Die Künstler*innen lassen sich nicht nur selbst auf eine ungewöhnliche Verabredung mit dem Raum und seinen Elementen ein, sondern ermöglichen den Besucher*innen dieser Ausstellung ein Zusammentreffen verschiedene Welten – ein “Rendez-vous” mit der Kunst.
Text von Johanna Reich, Vertretungsprofessorin für die Klasse ehem. Jorinde Voigt, an der Akademie der Bildenden Künste München.